Als man in den achtziger Jahren des letzten Jahrhunderts die ersten Velosportier mit ihren Hochrädern ausfahren sah, da ahnte wohl niemand, welcher Hochkonjunktur dem Bau des Fahrrades und der Entwicklung des Velosportes man entgegen ging. Alles lachte über die damals benützten Hochräder, die vom Fahrer die grössten Anstrengungen erforderten, bis er nur den Sitz seines hohen Stahlrosses erreichen konnte. Unsicher schwankend fuhren diese "Herren-Radler" in mässigem Tempo von ihrem Stammlokal zu kleinen Überlandfahrten ab, bis gelegentlich einmal einer das Gleichgewicht verlor, vornüber fiel und zum Gaudium des Publikums mit dem Strassenstaub Bekanntschaft machte. Wer nicht annähernd ein Akrobat war, konnte ein solches Hochrad überhaupt nicht besteigen, geschweige denn mit demselben fahren. Das Hochrad war für grosse Touren oder für Schnellfahrten weniger geeignet und eine "Tour de Suisse" hätte man mit diesen Vehikeln nicht riskieren dürfen.
Die Velokonstrukteure kannten die Nachteile des Hochrades nur zu gut und erfanden und konstruierten nach einiger Zeit das Niederrad, das mit harten Vollgummireifen versehen war. Diese neue Velokonstruktion war praktischer und weniger unfall-gefährlich als das Hochrad. Es gestattete wohl ein sichereres Aufsitzen als sein Vorfahre, befriedigte aber die Benützer noch nicht ganz. Der Velorahmen war schräg, zu lang gebaut, unschön und die Lenkstange zu weit vom Sattelsitz entfernt. Das bedingte eine unbequeme, nach vorn geneigte Haltung. Nach diesem unbeliebten Gestell gelangte aber bald das heute noch im Gebrauch befindliche kurze, schöne Rahmenmodell mit den von Dunlop Ende der achtziger Jahre erfundenen pneuma-tischen Luftreifen auf den Markt. Mit diesem Fahrrad-Typ war den Konstrukteuren der richtige Wurf gelungen, denn derselbe eroberte sich rasch die ganze Welt. Man war allgemein begeistert von dem neuen Velo, da das Fahren mit demselben leicht zu erlernen war. Die Erkenntnis der grossen Vor-teile, welche u.a. auch ein schnelles Fahren ermöglichten, führten dazu, dass sich jeder, der es sich einigermassen leisten konnte, ein Velo zulegte. Ein solches kostete allerdings die für die damalige Zeit horrende Summe von 500 bis 600 Franken und mehr.
Nun nahmen das Touren- und das schnelle, tolle Fahren ihren Anfang. Jeder fuhr, wie es ihm gerade passte, so dass Unfälle an der Tagesordnung waren. Die Behörden sahen sich gezwungen, für die Radfahrer besondere Vorschriften und Fahrord-nungen zu erlassen, um dem willkürlichen Velofahren Einhalt zu gebieten. Die Fahrgeschwindigkeit im Stadtgebiet wurde mit zehn bis zwanzig Stundenkilometern überaus niedrig angesetzt. Ohne behördliche Bewilligung war das Velofahren überhaupt verboten. Der Fehlbare, der diese Vorschriften missachtete, hatte nichts zu lachen. Er wurde rasch ein Opfer der heiligen Hermandad, und es regnete saftige Polizeibussen auf die Sünder. Dies passte den Radfahrern nicht, und es wurde deshalb arg lamentiert. Der Einzelne konnte allerdings gegen behördliche Bestimmungen nichts ausrichten. Er hatte sich zu fügen. An-dererseits stellte sich auch bei den Radfahrern der Wunsch ein, sich im schnellen Fahren mit andern zu messen. Der Velo-sport war erwacht. Natürlich konnte einer allein nichts unternehmen und so war der Zeitpunkt gekommen, an dem die Rad-fahrer erkannten, dass sie einzeln zu schwach waren, um all das zu erreichen, was ihnen vorschwebte. Eine Weiterentwick-lung des Velosportes und die Wahrung der Interessen der Radfahrer konnten nur durch einen Zusammenschluss Gleichin-teressierter erreicht werden. Allmählich bildeten sich in Freundeskreisen Gruppen, welche sich zu Radfahrervereinen zusam-menschlossen, um die gesteckten Ziele zu erreichen. Auf die erste Gründung des "Veloklub Basel", der noch das Hochrad benützte, folgte im Jahre 1887 diejenige des "Cyclists' Club Basel". Dann folgten der .Veloclub Helvetia", der "Männer Rad-fahrer-Verein", der "Bicycle-Club", der "Veloclub Fidelio" u.a. ln den Vereinen wuchs mehr und mehr auch die Erkenntnis, dass es sinnvoll wäre, sich in einem Verband noch enger zusammen zuschliessen.